Hirtenjungen tanzen auf einem ehemaligen Wachturm aus Idi Amins Zeiten. Gott ruft die Davids im Land, die die alten Strukturen überwinden werden.

40 Grad Temperatursturz, statt dem roten Staub ist die Straße unter einer weißen Schneedecke versteckt; wir sind zurück in Deutschland. Hinter uns liegt eine intensive Zeit voller bewegender Begegnungen in Uganda. Wir laden die Koffer ins Auto und fahren los. Als wir auf die Autobahn einbiegen und der Wagen beschleunigt, lehne ich mich zurück und lasse die vergangenen Wochen Revue passieren.

Sechs Wochen durfte ich in Uganda verbringen, zwei davon gemeinsam mit Thomas und Maryam. Während dieser ganzen Zeit waren Gottes Führung und Seine Gegenwart zu spüren. Er hatte den perfekten Plan schon längst vorbereitet. Wir mussten nur noch Seiner Spur folgen. Die ersten vier Wochen konnte ich vor allem zur Vorbereitung nutzen. Der einzige intensivere Kontakt war bisher Rosi Schleyer mit ihren Abba-Kids, die mich auch diesmal wieder herzlich bei sich aufnahmen. Von dort aus ergaben sich eine ganze Reihe von Kontakten, die vor allem durch die vielen Hinweise von Euch, unseren Freunden und Unterstützern entstanden. Beinahe jeden Tag waren wir unterwegs, um Leute zu treffen, auszutauschen, gemeinsam zu beten und zu hören. Nach und nach setzten sich die Puzzlestücke der Eindrücke aus unseren Vorbereitungstreffen in Deutschland und den Gesprächen mit den Geschwistern vor Ort zu einem großen Gesamtbild zusammen.

Ich lernte Bosco kennen. 21 Jahre jung, gebürtig aus Burundi. Er verlor seine Eltern im Bürgerkrieg und wuchs zum Teil in einem muslimischen Waisenhaus auf, wo er zum Islam konvertieren und sogar seinen Namen ändern musste. Gott versorgte ihn übernatürlich und führte ihn zusammen mit Menschen, die sein Potenzial erkannten. Ich lud ihn ein, mich bei Rosi zu besuchen. Er hat gerade die High-School abgeschlossen und wartet auf seine Ergebnisse. Später trafen wir uns in Jinja wieder. Inzwischen wohnt er bei Rosi und arbeitet bei den Abba-Kids mit, was ein großer Segen, sowohl für ihn, als auch für Rosi und ihren Dienst ist. Bosco ist mir ein Vorbild im Glauben geworden. Sein Gebetsbuch umfasst einfache Anliegen, wie zum Beispiel eine Zahnbürste bis zum Studienplatz in Frankreich. Natürlicherweise hat er nichts, er ist ganz und gar auf Gottes Versorgung angewiesen und weiß, wenn Gott ihm die Zahnbürste schenken kann, dann ist auch ein Studium im Ausland kein Problem. Sein reines Herz und seine liebevolle Art sind für mich ein Zeichen der Hoffnung für diesen Kontinent, mitten in einer Gesellschaft voller Korruption, Pastoren die sich selbst bereichern und Männern, die ihre Stärke immer über Gewalt definieren, ruft Gott Menschen wie ihn, die einen sichtbaren Unterschied machen.

In Bwebajja besuchte ich Regine und ihren Dienst „Chosen Generation“. Seit 15 Jahren investiert sie sich in diesem Land, sie arbeitet auf der Straße und im Ghetto. Besonders begeistert war ich zu hören und zu erleben, wie ihr Dienst Früchte trägt, die weit über ihr eigenes Engagement hinausgehen. Junge Männer, die selbst von der Straße kommen und bei ihr eine Perspektive und Chance auf eine bessere Zukunft bekamen, gehen heute selbst zu den Ausgestoßenen der Stadt und gründen eigene Dienste. Statt sich selbst zu multiplizieren, setzt sie andere frei, in ihre Berufung hinein zu wachsen. In einem Land wie Uganda, wo es selbst in der Kirche vielerorts mehr darum geht, sein eigenes Territorium zu vergrößern, macht auch sie einen echten Unterschied.

In den folgenden Wochen durfte ich noch eine ganze Reihe von wertvollen Menschen kennen lernen, besuchte verschiedene Orte im Land und lernte die Schönheiten und die Eigenarten des Landes lieben. Ich beschäftigte mich viel mit der Kultur und der Geschichte, den Königreichen und Stämmen, die nach wie vor eine Rolle spielen. Riten und Zauberei, Aberglaube und Angst herrschen noch immer in breiten Bevölkerungsschichten. In allen Gesprächen ging es auch um die Kirche und darum, wie Pastoren, Propheten und selbsternannte Apostel die Gemeinde ausbeuten und sich an ihr bereichern. Ich traf aber auch Menschen, die alles geben, um Gottes Durchbruch zu sehen, die eine neue Ausgießung Seines Geistes sehen wollen, die die geistlichen Festungen erkennen und schon seit Jahren und Jahrzehnten für Uganda im Gebet einstehen.

Anfang Januar war das Team komplett und wir konnten zu dritt weitergehen. Unsere erste gemeinsame Fahrt führte uns nach Matugga, zu Ehepaar Praise und Moses. Die beiden wuchsen selbst als Waisen auf und kümmern sich heute um 12 Kinder, die sie in ihre Familie aufgenommen haben. Ihr Dienst umfasst eine Schule für über 300 Kinder, die zum Teil auch finanziell schwachen Familien den Zugang zu Bildung ermöglicht. In ihrem Heimatort haben sie eine Kirche aufgebaut und eine weitere Gemeinde im Osten des Landes gegründet. Die Visionen sind groß, und die Richtung ist klar: Was der Heilige Geist zeigt, wird im Glauben gebaut. Wir durften viel hören über die Geschichte der Gemeinde in Uganda, die geistlichen Festungen, die sich auch in den rituellen Festen und Zaubereien manifestieren und teilten Eindrücke über die geistlichen Realitäten im Land. Sei teilte mit uns eine Vision, in der Gott ihr zeigte, dass Er die Davids im Land rufen wird, eine Bestätigung für den Eindruck, den wir bereits im Juli bei einer unserer Vorbereitungstreffen hatten, dass Gott die Hirten im Land erwecken wird. Ein starkes Zeugnis ist, wie Gott Praise auf unsere Begegnung vorbereitet hatte. Viele Weiße kommen nach Uganda, um praktische Hilfe zu leisten. Er hatte ihr schon vor drei Jahren gezeigt, dass er Menschen schicken wird, die kommen, um dem Land im Geist zu dienen. Wir glauben, dass Gott uns strategisch mit diesen Menschen zusammengeführt hat und freuen uns darauf zu sehen, wie wir gemeinsam in Zukunft zusammen  weitergehen dürfen.

Schon am nächsten Tag führte Gott uns zusammen mit Pastor Emmanuel. Er arbeitet bei „World Trumpet Mission“, dem Dienst von John Mulinde. Gemeinsam fuhren wir auf dem Gebetsberg und wurden über das Gelände geführt. Unter dem großen Pavillon im Zentrum der Anlage wird 24/7 gebetet. Auch auf den umgebenden Wiesen und im Wald sind überall Männer und Frauen hingegeben im Gebet versunken, lesen in der Schrift oder proklamieren. Egal wohin wir gingen, die Gegenwart Gottes war stark zu spüren. Mit Emmanuel sprachen wir über die nationale Berufung Ugandas als Mutter-Nation und erkannten die starke Verbindung zwischen Uganda und Deutschland, das Vater-Land genannt wird. Bewegt von der starken Begegnung mit Emmanuel und den kraftvollen Fürbittern auf dem Berg traten wir den Heimweg an.

Den Freitag verbrachten wir auf den Straßen von Kampala. Abbe, der selbst aus dem Ghetto kommt, nahm uns mit. Er konnte die Straße hinter sich lassen, weil er von Regine aufgenommen wurde. Sein Dienst an den Straßenkids, erklärte er uns, ist seine Antwort auf Gottes Güte in seinem Leben. Wunden wurden versorgt, Seife und Wasser für die dreckigen Kleider ausgeteilt, die Jungs spielten Fußball. Anschließend versammelten sich alle auf einer LKW-Plane, die im Schatten der Bäume ausgebreitet wird. Es gab Lobpreis, Abbe teilte ein Zeugnis und forderte auch die Jungs dazu auf. 50% der Bevölkerung in Uganda ist jünger als 14 Jahre. Wenn die junge Generation die Strukturen von Missbrauch und Unehrlichkeit überwindet und im Glauben aufsteht, wird die ganze Nation radikal verändert werden.

Sowohl auf der Straße als auch in den Ghettos von Kampala herrscht das harte Gesetz des Stärkeren. Als wir zum Mengo Kisenyi Ghettos einbiegen sieht man deutlich, wer hier das letzte Wort hat. Seit meinem letzten Besuch wurde der Slum wieder ein Stück verkleinert, die Hütten und Wellblechdächer mussten einem großen Lagerhaus weichen, die Abrissarbeiten am Nachbargebäude waren noch im Gange. Von höchster Stelle angeordnet drängen Investoren in die begehrten Flächen. Wer sich nicht umsiedeln lassen will, muss tiefer in das undurchsichtige und verwinkelte Ghetto abtauchen. Wir trafen alte Freunde und neue Gesichter, viele kannte ich vom letzten Einsatz. Am Versammlungsplatz herrschte eine heitere Stimmung, jemand spielte Gitarre, ein anderer trommelte dazu. Wenn uns die Männer lächelnd die Faust zum Einschlagen hinhielten, verrieten die blauen Zähne den Drogenkonsum. Es wurde erzählt, geredet, gesungen. Es ist schwer, Wahrheit und Lüge auseinanderzuhalten, an diesem Ort kann jeder alles sein, wenn er es überzeugend darstellt. Rosi verteilte mitgebrachte Klamotten, die reißenden Absatz finden. Dann übernahm Maryam die Gitarre und wir machten gemeinsam Lobpreis.

Zum Sonntagsgottesdienst fuhren wir ins Omega Healing Center. Durch die riesigen Lautsprechern tönte afrikanischer Lobpreis, mit Gospelchor. Pastor Mike predigte über Gebet: „Gebet verbindet Dich mit der Quelle, Gebet ist eine Reise, auf der Du in eine geistliche Zone transportiert wirst. Im Gebet stehen wir gegen den Geist der Armut, Gebet baut eine Wand gegen dämonische Mächte. Gebet ist das einzige Gefäß, in das Gott passt: Wenn Du Dich dann bewegst, dann bewegt Gott sich mit.“ Den Nachmittag verbrachten Thomas und Maryam bei Pastor Geoffrey, der seit einigen Monaten unter einer schweren Krankheit leidet. Sie konnten ihm mit Gebet und Lobpreis dienen, der ihn sehr berührte. Gott hat ihm vor allem Witwen und alleinerziehende Frauen aufs Herz gelegt. Neben dem normalen Gemeindebetrieb hat er ein Projekt gestartet, das diesen vaterlosen Familien ein Stück Land zur Verfügung stellt, und ihnen damit einen Ausweg aus der gnadenlosen Stadt bietet.

Montag fuhren wir nach Jinja, erst auf dem Boda-Boda (Motorrad) an die Hauptstraße, dann mit einem Matatu (Kleinbus-Taxi für 14 Passagiere) in die Stadt, die lange Strecke über Land bis an den Nil schließlich mit dem Costa (kleiner Reisebus). Wir wurden herzlich aufgenommen von Knut und Franzi, die vor einigen Monaten nach Uganda auswanderten, und mit Maria Prean zusammenarbeiten. Jinja ist ein strategischer Ort. Hier liegt die Nilquelle, ein uralter spiritueller Ort, an dem noch heute rituelle Opferungen durchgeführt werden, der Fluss markiert die Grenze zwischen der Ost- und der Zentralregion. Am darauffolgenden Tag fuhren wir gemeinsam auf eine Hochebene oberhalb der Stadt, von der aus man auf den Viktoriasee und die umliegende Landschaft sehen konnte. Der Himmel an diesem Ort war so offen, Gottes Liebe für dieses Land so spürbar, dass es mich beinahe überwältigte.

Auf Pastor Emmanuels Empfehlung hin besuchten wir das „Africamp“, eine mehrtägige Gebetskonferenz. In der großen Halle versammelten sich Christen aus ganz Afrika. Auch aus Asien und Europa waren Gäste angereist. Ein junger Mann aus Kenia begann: „Wir brauchen eine Erweckung der Heiligkeit. Die Kirche geht zu viele Kompromisse ein. Wir brauchen eine Kirche, die unser Fleisch „aufsprengt“. Nur wenn wir ein heiliges Leben führen, haben wir Autorität über den Mächten der Finsternis und über den Teufel. Durch die Kraft bringt Gott eine apostolisch-prophetische Armee hervor.“ Später war John Mulinde, der Gastgeber dran: „Es gibt zu viel „flache“ Buße. Das Bekennen Deiner Sünden ist nicht Buße. Buße geht bis an die Wurzel. Es geht um die Basis Deines Seins. Hier braucht es eine echte Positionsänderung, damit unser Verlangen nach Sünde abstirbt.“ Gesalbter afrikanischer Lobpreis, Gebet und grundlegende, tiefgehende Botschaften wechselten einander ab. Unter den afrikanischen Geschwistern war ein echtes Verständnis von Nachfolge und für den Bau des Königreich Gottes zu spüren. Für den Abend hatten wir gemeinsam mit Rosi ein kleines Programm mit den Kindern und Freunden aus der Nachbarschaft geplant, die Abba-Kids führten einige Tänze auf, Maryam konnte Lobpreis machen, es gab zu essen und zu trinken. Ob Waisenkind, Trinker oder Pastor: Jeder wurde willkommen geheißen, konnte Gebet in Anspruch nehmen und sich an der Gemeinschaft freuen.

Den letzten Tag unseres Aufenthalts verbrachten wir auf Bussi Island, einer Insel im Viktoriasee. Rosi konnte hier ein Grundstück kaufen. Ihre Vision für diesen Ort war von Anfang an: Lobpreis. Auf dem paradiesischen Gelände angekommen, spürten wir alle die Gegenwart Gottes, die hier so stark ist, dass man eigentlich nur in der Wiese sitzen möchte, um Zeit in Seiner Nähe zu verbringen. Alles singen und beten scheint fast überflüssig, einfach da sein, im Augenblick leben ist schon Anbetung. Maryam hörte: „Zieh deine Schuhe aus! Der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land … Ich bin, der ich bin.“ Und: „Wir sollen die sein, die wir sind in Gottes Augen“, ergänzte Thomas. Gemeinsam nahmen wir uns Zeit zum Gebet und stimmten ein paar Lieder an.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, das Herz voller Liebe und den Kopf voller Erinnerungen bereiteten wir uns auf den Rückflug vor. Nach einer viel zu kurzen Nacht wurden wir abgeholt zu einer letzten wilden Fahrt über die Schlaglöcher der Entebbe-Road und ließen die staubige Stadt hinter uns, doch nicht für immer …

Vielen Dank an alle, die uns im Gebet unterstützt und diese Reise finanziell ermöglicht haben! Das Spendenziel wurde für diesen Uganda-Aufenthalt erreicht.

Gott ist dabei, sich Seine weltweite Braut zuzubereiten. Egal wohin Er uns sendet, wir dienen nicht in erster Linie einer Nation oder einem Kontinent, sondern immer Ihm. Unsere Reise, die Freundschaften die in dieser Zeit gewachsen sind und die geistliche Investition in Seinen Leib in Uganda ist Teil Seiner größeren Strategie. Wenn Gott Dir im Gebet Dinge zu unserem Einsatz gezeigt hat, wollen wir Dich ermutigen, uns diese Eindrücke mitzuteilen. Dafür kannst Du das Kontaktformular nutzen.