Ich habe schon bald den Wunsch gespürt, Vollzeit-Künstler und -Designer für Jesus zu sein, habe mich aber manchmal dafür geschämt, weil ich dachte, es sei nicht geistlich. Es war für mich eher ein Werkzeug zur Evangelisation oder um ein Weg Geld zu verdienen, das man dann in die Mission geben kann. 2014 habe ich das erste Mal davon gehört, dass Kunst für sich genommen eine Berechtigung im Reich Gottes hat. Es war, als hätte Gott mein Weltbild erschüttert. 

Natürlich wusste ich, dass Gott die Welt erschaffen hatte und das Kreative doch einen Wert hat, aber so richtig habe ich nicht geglaubt, dass Gott sich in diesem Bereich wirklich auskennt, geschweige denn wirklich dafür interessiert. Ich fühlte mich oft hin und her gerissen zwischen dem christlichen Umfeld und dem Künstlerischen in der Welt. 

Hinzu kam, dass ich mein eigenes Herz noch nicht wirklich kannte, und auch nicht wusste, was ich denn damit erreichen will oder was mir gefällt. Was ich 2014 auch lernte war, dass wir als Christen oft beim Sündenfall anfangen, obwohl die Geschichte viel früher begann. Ich hörte von einem Kulturauftrag, den Gott uns gab. Auch wenn mein Herz es damals noch nicht glauben konnte, spürte ich: Es gibt da mehr.

Das war über Jahre für mich in Ordnung so. Aber immer wieder versuchte ich, krampfhaft Gottes Willen in diesem Bereich zu finden und wie denn Christsein und Künstlersein zusammen geht. Ich machte erstmal ein Gebetsjahr im Ausland. Und danach schien es teilweise noch schwerer, konkret in die kreative Szene einzusteigen. Ich wartete auf ein übernatürliches Ereignis, bei dem Gott mich ganz klar senden würde und mir klare Offenbarung geben würde, wie es denn gehen soll. Es hatte sich auch das Denken eingeschlichen, dass Kunst eh überflüssig sei, da Jesus bald wiederkommen und die Welt vergehe würde. Ich bin träge geworden in diesem Bereich. Auch die Angst vor dem Versagen kam dazu. 

Es gab dann einen Moment, in dem Gott wirklich klar und unerwartet in meinem Herzen zu mir sprach, was er in diesem Bereich durch mich tun möchte. Ich versuchte vorsichtig, Schritte zu gehen. Doch ich war blockiert.

Mittlerweile weiß ich, dass ich mit meiner Kunst gerne präsent wäre in der Welt. Dort soll die Herrlichkeit Gottes sichtbar werden. Ich traf immer wieder christliche Künstler. Die einen liebten die Herrlichkeit, malten prophetisch und verkauften oder verschenkten die Werke innerhalb der Gemeinde. Die anderen waren mit ihren Designs mitten in der Welt unterwegs, doch ich spürte dort nicht die Herrlichkeit, so wie ich es mir wünschte. Ich wollte ja beides. In mir entstand Unglaube, dass herrliche Kunst, die relevant ist, nicht möglich wäre.

Seit April 2020 bin ich in der Sattler-Community, die unter dem Dach des Jeremia Werks lebt. In den Monaten davor und auch am Anfang hier konnte ich überhaupt nichts kreieren. Sobald ich einen Stift in die Hand nahm, wurde ich so wütend, war blockiert und gegen mich selbst gerichtet Es ging mir sehr schlecht. Gott hat dann viel erschüttert in mir. Ich bin so dankbar für radikale Ehrlichkeit zu mir selber, gegenüber Menschen und Gott.

Gott hat mich nach und nach aufgepäppelt und Freiheit geschenkt, wieder zu gestalten. Und das begann mit einem Bild, das ich einfach nur allein mit Jesus für ihn und mich malte. Ich legte meine Kreativität ganz Gott hin, also alles, was ich im Studium lernte mit allen Überzeugungen, die sich in meinem Herz entwickelten. Wenn der Wunsch mit dem herrlichen Designen und Kreieren nicht von ihm kommt, darf er ihn mir gerne nehmen. Aber wenn er von ihm ist, wird er auch wissen und mir offenbaren, wie sich das Ganze Schritt für Schritt entfaltet.

Stage Design für „Geistliches Upgrade“

Als Joe vom Jeremia-Werk dann fragte, ob ich beim Stage-Design für das Geistliche Upgrade mitwirken will, wusste ich ziemlich schnell, dass ich es machen und Gott nicht mehr vorschreiben soll, wie und wo er mich in diesem Bereich brauchen möchte. Da kam dann alles hoch, was in mir noch blockiert war: Scham, Unglaube, Minderwert.

„Oh Mann!. Jetzt soll ich ein Design aus dem Himmel empfangen und dann sehen es auch noch so viele Menschen! Was, wenn es den Leitern oder Zuschauern nicht gefällt? Irgendwann mal mache ich das schon, aber doch nicht jetzt! Außerdem will ich mich oder meine Kunst auf gar keinen Fall in den Vordergrund stellen.“ Daher tat ich in der Vergangenheit eben lieber nix.

Ich lernte zwei Wege, wie man als Christ kreieren kann. Die einen sprachen davon, dass sie alles komplett im Himmel sehen und es dann einfach hier her holen: Jeden Strich, jede Farbe – alles.

Die anderen sprachen davon, dass Adam doch frei entscheiden durfte, wie er die Tiere nennt. Gott gab uns die Kreativität und dann machen wir, was wir schön finden. Wie ein Kind, das etwas für den Papa malt.

Was war denn nun der „richtige“ Weg? Beide konnte ich nachvollziehen und bei beiden hat mir der jeweils andere gefehlt. Es kam mir so vor, als müsste ich bei dem einen Weg mein Herz komplett wegdrücken und beim anderen völlig allein kreieren. Konnte es sein, dass hier mal wieder nicht „entweder/oder“ sondern „sowohl als auch“ gilt?

Dank der Arbeit Gottes in meinem Herzen war ich Ende letzten Jahres viel freier als je zuvor, es einfach zu wagen. Ich kaufte Farben und Pinsel und musste beim Abendessen erstmal weinen. „So viel Geld für sowas Unnötiges“ dachte ich. Gott sei Dank habe ich geisterfüllte Menschen um mich herum, die darin sehen konnten, wie Gott mich im Gehen lehrt. Das war nicht das Denken Gottes. Hätte er sonst so viele wunderschöne, aufwendige Blumen kreiert, die teilweise an Orten wachsen, an denen sie nie ein Mensch sehen wird? Mein Kopf wusste das, aber mein Herz…?

Als ich dann vor der leeren Leinwand stand, kam das, was immer kam: „Wie fange ich an?“ Mein Herz sollte sich dem seinen anpassen. Ich stellte die Leinwand im Geist in den Himmel und lud die Dreieinigkeit ein, mit mir zusammen zu gestalten. „Da muss erstmal Braun hin, von links oben nach rechts unten, in einer Art Stufenform.“ Auf einmal wusste ich es einfach. Gott wollte es und ich auch. Es war wie ein gemeinsamer Tanz. So zeigte sich Schritt für Schritt, welche Farbe, in welcher Form an welche Stelle muss. Ein gemeinsames Gestalten das der Geist Gottes inspiriert.

Ich denke zu allererst ist Kreativität ein Wesenszug Gottes, den er auch in jeden einzelnen Menschen legte. Kreativ sein heißt SEIN! Es bedeutet, Neues hervor zu bringen. Und wenn es nur das Anordnen von Bildern an der Wand ist oder ein Gericht zu kochen, aus dem was gerade da ist. Jesus steht immer daneben, lebt sogar in uns, um uns neue Denkanstöße im Hier und Jetzt zu geben, wenn wir nicht weiter wissen und durch etwas blockiert sind.

So ging es mir auch in einem Moment beim Malen. Ich war festgefahren. Das ist oft, wenn Perfektionismus sich wieder einschleichen will oder die Frage hochkommt, ob die anderen doof finden, was ich hier mache und die Frage nach „richtig“ oder „falsch“. Ich nahm mir einen Tee und setzte mich nach draußen. Ging wieder bewusst in den himmlischen Raum, in dem das Bild sich befand. Und dann wurde ich wieder beweglich.

Es ist in meiner Generation sehr hoch angesehen, kreativ zu sein. Viele träumen davon, das als Beruf zu tun. Auch in der Gemeinde sprechen viele davon. In Liedern singen wir, dass Gott der Künstler ist, der uns als Kunstwerk erschaffen hat, um selbst Kunstwerke zu erschaffen. Wir müssen nicht mehr kämpfen um überhaupt etwas Künstlerisches zu studieren. Und gleichzeitig empfinde ich, dass es oft so ist, wie ich es in mir erlebt habe. Wir wissen das im Kopf, aber lassen es Gott nicht wirklich in unser Herz schreiben. Außerdem bedeutet das auch Arbeit. Ein Kunstwerk zu erschaffen braucht Zeit.

Ich wünsche mir, dass meine Generation Ausdauer lernt und einen gesunden Biss. Oft musste ich erstmal wie durch einen Nebel laufen, wenn ich an etwas Kreativem arbeitete. Ich tat treu eins nach dem anderen, sammelte Ideen, Formen und Farben und lief mit Gott. Auf einmal war ein roter Faden zu erkennen.

Das ist etwas ganz Neues, was vorher nicht da war. Auf einmal macht alles Sinn.

Meist musste ich in den Momenten weinen und war so voll Freude, dass ich gar nicht wusste, wohin damit. Das ist übernatürlich. Der Schöpfer möchte mit uns schöpfen. Wow! Ich als Mensch kann nur mit dem arbeiten, was Gott bereits geschafften hat. Er hat alles aus dem Nichts gemacht. Wenn er durch mich und mit mir gestaltet, kann er Neues durch mich hervorbringen. Es sieht dann bei jedem anders aus, weil er jedem von uns einen anderen Stil gegeben hat. Aber die Essenz ist er.

Und alle Ehre geht zurück zu ihm.

Dieser Beitrag ist von:

Deborah Richter

Deborah Richter hat Accessoire Design in Pforzheim studiert und brennt dafür, dass sich Gottes Herrlichkeit im Bereich Kunst, Kultur und Design verbreitet. Seit Frühjahr 2020 ist sie Teil der Sattler Community und mit dem Jeremia Werk verbunden.