Immer wieder in den letzten Monaten, ja sogar Jahren frage ich mich, wieso ich immer noch schlechte Gedanken habe und immer wieder ertappe ich mich bei Gedanken wie: „Ohje, da muss er/sie aber noch wachsen!“, „Wow, sie hat aber noch nicht viel verstanden!“, „Sie/Er sollte sich aber noch mit dem Thema …  auseinandersetzten!“ In den letzten Wochen erst ist mir aufgefallen, dass ich auch sehr viele Gedanken habe, bei denen ich am Ende schlecht dastehe. Das sind dann Gedanken wie: „Wow, da kann ich aber nicht mithalten!“, „Wieso ist er/sie schon so weit und ich nicht?“  Kommen dir diese Gedanken bekannt vor? Vermutlich schon. Wir wissen auch, dass mit diesen Gedanken etwas nicht in Ordnung ist, und trotzdem schleichen sie sich still und leise immer wieder in unseren Kopf. Meine Erklärung für diese Gedanken war lange Zeit insgeheim: Das sind zutiefst menschliche Gedanken und ich bin eben ein Mensch.

Doch dann ist mir schlagartig klar geworden, dass es keine zutiefst menschlichen oder neutralen Gedanken gibt, sondern dass es sich dabei um Gedankengut vom Baum der Erkenntnis handelt, also faule Früchte sozusagen. Ein Gedanke kann also Leben hervorbringen, wenn er vom Baum des Lebens stammt oder eben Tod, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir können eigentlich sehr gut unterscheiden, ob ein Gedanke über uns selbst oder auch über andere Leben oder Tod hervorbringt.

Wenn ich eine Durchbruchstelle für echtes Leben, für Jesus selbst in meinem Lebensumfeld sein möchte, dann kann ich nicht unter dem Baum der Erkenntnis leben. Kein anderer als der Teufel selbst ist der Herrscher des Baums der Erkenntnis und nur er spricht durch ihn. Wenn ich also gedankliche Urteile darüber fälle, was gut und was schlecht, richtig oder falsch, weit oder nicht weit ist, setzte ich mich auf einen Richterstuhl, mache mich selbst zum Maßstab und stelle mich über Gott. Das ist das Ziel des Lebens am Baum der Erkenntnis. Tatsächlich verhindere ich so den Durchbruch von Gottes Plänen, und zwar nicht nur in meinem eigenen Leben. Gottes Pläne und seine Gedanken haben somit keinen Platz in unseren Herzen und unser Miteinander ist geprägt von unseren eigenen Einordnungen und von dem, was wir selbst denken, das richtig oder falsch ist. Häufig klingt das auch noch gut, richtig oder logisch: „Schön, dass du ENDLICH einen Durchbruch in dem Thema hattest – (ich hab das ja schon längst verstanden)!“ Wenn es mein Motiv dabei ist, gut dazustehen, dann mache ich den anderen unfrei. Wenn es nicht mit ehrlichem Herzen gesagt ist, bringt es kein Leben hervor. Es geht nicht darum ob es richtig ist oder sich gut anhört, sondern ob es Leben hervorbringt.

Am Baum der Erkenntnis geht es um mich und um meine Sicht, Einordnung und um Prinzipien. Am Baum des Lebens geht es allein um Gott, Gemeinschaft mit ihm und seinen Willen. Durch Jesus haben wir Zugang zum Baum des Lebens, zu uneingeschränkter Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.

Wenn ich wirklich verstanden habe, dass ich als Kind Gottes leben kann, in Gemeinschaft mit ihm, unter dem Baum des Lebens, dann sind diese schlechten Gedanken nicht notwendig. Als sein Kind muss ich nicht entscheiden, wer oder was wie gut oder schlecht ist. Ich muss mich nicht selbst rechtfertigen und im Vergleich zu anderen gut oder schlecht dastehen. Ich kann bei ihm ankommen und er sagt mir wer ich bin, was seine Gedanken und seine Pläne für mich sind. In unseren Ehen, Familien, Freundschaften oder in der Arbeit macht es einen großen Unterschied, wenn diese Wahrheit mein Herz wirklich erreicht hat. Gerade in herausfordernden Situationen mit anderen Menschen kann das den entscheidenden Unterschied machen. Anstatt ein gedankliches Urteil zu fällen (faule Früchte essen), kann ich Gott nach seinen Gedanken und Plänen für den anderen fragen. Gott liebt es, wenn wir uns mit seinen Plänen für den anderen eins machen. Wir werden so eine Durchbruchstelle für seine Liebe. Warum machen wir das dann nicht so viel mehr? Ich denke, dass wir so tatsächlich Licht sein können in unserem Alltag.