Als Gott das Volk Israel aus dem Exil ins verheißene Land führte, und sie endlich den Jordan überqueren konnten, ordnet Er die Beschneidung des ganzen Volkes an. Alle Männer, alle Kriegsleute, die in der Wüste geboren waren, müssen beschnitten werden. Obwohl die Kundschafter von Riesen berichten, von Feinden, die unüberwindbar stark erscheinen, setzt Er seine Kinder dieser Schwächung aus. Im Natürlichen machen sie sich verletzlich, schwach und angreifbar. Die äußerliche Beschneidung als Symbol für die innere Beschneidung des Herzens (5. Mose 30,6) ist aber nötig, damit Gott die „Schande Ägyptens“ (Unterwerfung unter fremde Götter, Entwürdigung und Versklavung) von ihnen wegnehmen kann.
In der Sklaverei Ägyptens waren sie Unmündige. Sie konnten nicht selbst entscheiden. Gott will sich Seinem Volk offenbaren und führt sie aus dem Exil heraus. Aber sie sind nicht bereit dazu, Ihm zu begegnen. Stattdessen schicken sie Mose vor. Aus Angst vor einer Gottesbegegnung lehnen sie die Eigenverantwortung freiwillig ab. In dieser Phase, der 40-jährigen Wanderung durch die Wüste werden sie nur mit dem Nötigsten versorgt. Jetzt, angekommen im verheißenen Land, wird die Zeit beginnen, in der sie alles bekommen sollen, was sie brauchen. Nach einer langen Zeit der Entbehrung, kommt nun die Zeit des Wachstums!
Im Frühling beschneiden die Gärtner die Bäume und Pflanzen. Nach dem entbehrlichen Winter bereiten sie die Pflanzen auf Wachstum und Blütezeit vor. So wie ein veredelter Baum sich ohne Beschnitt „kaputt wachsen“ würde, muss auch Israel, der edle Ölbaum, beschnitten werden. In der Unterordnung unter den Willen Gottes werden sie gestärkt.
Wir dürfen Gott unsere Herzen hinhalten, mit allen Verletzungen und allem Mangel, den wir erlebt haben. Wir lassen unsere eigene Schwachheit zu, und Er wird unsere Stärke sein! So wie König David, der Gott sein Herz immer wieder hingehalten hat, sollen auch wir unser Herz hinhalten, statt versuchen, es selbst zu bewahren. Als Braut Christi sind wir gerufen, den Jordan zu überqueren. Wir sind gefragt, uns zu lösen von bestimmten Formen von Leiterschaft, hinein in die Eigenverantwortung. Hinein in die persönliche Begegnung mit dem Höchsten, wo wir Ihm unsere Herzen ganz neu geben. Dann werden wir uns, wie Paulus, uns unserer Schwäche rühmen, weil Gott uns in dieser Schwachheit nach Seinen Vorstellungen formen kann. Diese Beschneidung ist die Vorbereitung für geistliches Wachstum, und der Weg in eine tiefe Abhängigkeit vom Vater.