Der Alltag als Mama von einem 2-jährigen Sohn ist unglaublich bunt und bringt alles an Emotionen mit, die man sich nur vorstellen kann. Mit der Geburt begann für mich als Frau und auf einmal auch Mutter vor allem eine Reise zu mir selbst. Noch nie zuvor wurde ich so intensiv und so häufig mit meinen Abgründen konfrontiert. Gleichzeitig war ich aber total bereit, alles an mir zu ändern und alles mir Mögliche zu tun, um diesem kleinen Menschen die beste Mutter zu sein. Vermutlich begann mein Problem irgendwo an dieser Stelle. Ich denke, es ist nicht falsch, das Mutter-sein als großes Geschenk und als große Verantwortung zu sehen und dabei sein Bestes geben zu wollen. Ich bin allerdings an einer Stelle falsch abgebogen und der Pfad wurde immer steiniger. Schließlich bin ich stecken geblieben.

Immer wieder komme ich in unserem Familienalltag an einen Punkt, an dem ich mich völlig überfordert und ausgebrannt fühle – ein Überforderungsausbruch. Ich kann selbst nicht fassen, wo genau das Problem liegt und wo wir was ändern könnten. Alle Ansätze von meinem Mann und mir führten nicht raus aus dieser Sackgasse. An einem Wochenende steckte ich sehr tief in dieser Sackgasse fest und wollte Gott auch gar nicht fragen, was er dazu zu sagen hat; gesagt hat er es mir aber trotzdem (Gott sei Dank). Auf einmal ist mir klar geworden, dass all die bunten und vor allem auch die weniger bunten Gefühle in mir einen Raum brauchen, gefühlt werden zu wollen. Ich muss nicht perfekt sein. Negative Gefühle dürfen erst einmal sein. Diesen Schritt habe ich für mich allzu häufig übersprungen, weil ich die Erwartung an mich hatte, diese negativen Gedanken und Gefühle nicht zu haben. Aber Gott hat zu mir gesagt, dass ich sie fühlen darf – und sie ihm dann zurückgeben darf. Ich muss sie nicht weiter mitschleppen, bis die Last zu schwer wird. Sonst kommt es wieder zu diesem allseits gefürchteten Überforderungsausbruch von mir. Auch als Mama darf ich lernen, einen gesunden Umgang mit Emotionen zu haben. Ich muss es nicht schon können und perfekt darin sein. Auf der praktischen Ebene sieht dieser Überforderungsausbruch (wie ich diesen Zustand einfach weiterhin nenne) so aus, dass ich mich mit dem Haushalt und allem, was damit zusammenhängt allein und überfordert fühle. Dieses Szenario wiederholt sich leider in regelmäßigen Abständen. Besonders gerne gebe ich meinem Mann dann einen Teil der Schuld, um dieses Gefühl von „ich habe versagt und bin eine schlechte Hausfrau und Mutter“ etwas kleiner zu machen. Wir wussten also inzwischen, dass diese Überforderungsmomente irgendwie vielschichtig sind und sich meinem Mann und mir Schritt für Schritt offenbaren. Auf der einen Seite also die Emotionen, die gefühlt mit Gott sortiert und manchmal weitergeschickt werden wollen und auf der anderen Seite die praktische Ebene „Haus und Garten“. Als ich länger über dieses Thema nachgedacht habe, ist mir bewusst geworden, dass ich haufenweise Erwartungen an mich selbst habe und in den sozialen Medien werden viele davon (bestimmt häufig unterbewusst) vermittelt. Eine Mutter muss und sollte so vieles. Als ich alle Erwartungen, die ich an mich habe, aufschrieb, füllten sie mehrere Seiten. Und ich kann nicht einmal sagen, dass ich sie auf Anhieb schlecht finde… nur ein bisschen viel. Vor allem kommt mir dabei auch immer die Frau aus Sprüche 31 in den Sinn. Welche Frau kennt diese Passage wohl nicht? Das ist für mich dann immer eine Bestätigung, dass es in Gottes Sinne sein muss, dass man als Hausfrau und Mutter Tag und Nacht beschäftigt ist und hohe Ansprüche an sich hat. Aber ich habe Gott vor ein paar Tagen einfach mal ganz konkret in meinem Fall gefragt: „Wie sieht dein Schlüssel aus für mein Problem? Wie kann ich den Alltag bewältigen mit all den Dingen, die wichtig und notwendig sind, ohne auszubrennen?“ Die Antwort kam unmittelbar.

Ich möchte, dass du mich fragst und dass mein Maßstab zu deinem Maßstab wird, meine Erwartung an dich zu deiner Erwartung an dich. Nur so kannst du Unmittelbarkeit zu mir leben. Wenn du vor allem deine Maßstäbe, Prioritäten, Erwartungen und Ansprüche umsetzt, lebst du in diesem Punkt keine Unmittelbarkeit zu mir.

So wie ich Gott weiterhin verstanden habe, heißt das, ihn ganz konkret zu fragen, was dran ist: „Soll ich jetzt die Küche aufräumen oder mich hinsetzten und ein Buch lesen“? Er interessiert sich für die kleinsten Fragen in meinem Alltag. Sprüche 31 endet mit dem Vers 30 (…) eine Frau, die den Herrn fürchtet, soll man loben. Ich möchte ihn also in die kleinsten Probleme meinen Alltags einbeziehen, weil er sie lösen kann und möchte. Und vor allem möchte ich gehorsam sein auch in diesen kleinen Dingen und sein Wort über alles stellen. Ich bin mir sicher, dass seine Maßstäbe für unseren Alltag so viel mehr Gnade beinhalten als unsere das tun. Mein Herz brennt dafür, dass Gott mit seiner Liebe und seiner Gegenwart in unserem Alltag als Familie sichtbar wird, weil wir ihm die Türen an so kleinen Stellen öffnen. Es hat mich unglaublich ermutigt, dass es Gott so ein Anliegen ist, unseren Alltag nach seinen Erwartungen zu gestalten.

Dieser Beitrag ist von:

Aline Rupley